Kuckenburg: Erkundung Mitteldeutschlands von der bronzezeitlichen Siedlung zur mittelalterlichen Höhenbefestigung
Der Fundort Kuckenburg in Sachsen-Anhalt ist einzigartig im Zusammenhang mit verschiedenen Bestattungspraktiken, die hier nebeneinander existierten. Sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen, die der Urnenfelderzeit zugeschrieben werden, sind in archäologischen Kontexten aus einer Zeit vertreten, in der Feuerbestattungen anderswo die Hauptform der Bestattungspraxis waren. Die Stätte war vom Spätpaläolithikum bis zum frühen Mittelalter durchgehend bewohnt und ermöglicht die Untersuchung von Ernährungsgewohnheiten, Demografie und Umwelt im Laufe der Zeit. In einer Gemeinschaftsstudie, an der Forschende aus verschiedenen Einrichtungen in Jena beteiligt sind, wenden wir einen multidisziplinären Ansatz an, der Archäobotanik, antike DNA, stabile Isotopenanalyse, Osteoarchäologie und die Analyse der materiellen Kultur umfasst, um ein besseres Verständnis der Erfahrungen und Identitäten der mit dem Urnenfeld verbundenen Gruppen in der späten Bronzezeit Mitteleuropas zu gewinnen.
Die archäobotanischen Ergebnisse zeigen, dass eine große Variationsbreite von Kulturpflanzen angebaut wurde, aber auch Nutzpflanzen und Unkräuter gesammelt wurden. Besenhirse (Panicum miliaceum) ist in einigen der Strukturen vorhanden, und das starke Stabilisotopensignal für den Verzehr von Besenhirse (Signal für den Verzehr von C4-Pflanzen) in nur einigen der Individuen wirft Fragen über das Tempo und die Art des Auftretens dieser rätselhaften Kulturpflanze in Mitteleuropa auf. Die Analyse genomweiter Daten von 18 bestatteten Individuen deutet darauf hin, dass die unterschiedlichen Bestattungspraktiken in Kuckenburg nicht das Ergebnis einer neuen genetischen Gruppe, sondern eher einer kulturellen Variation innerhalb einer lokalen Population sind. Mit dieser Studie zeigen wir, dass die Kombination mehrerer Beweislinien es uns ermöglicht, ein vollständigeres Bild der Vergangenheit an einem kritischen mitteleuropäischen Ort zu rekonstruieren.