Forschung mit Hunden

Forschung mit Hunden

Ein wichtiges Forschungsziel des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie ist die Beantwortung von Fragen zur Evolution verschiedener biologischer und kultureller Phänomene.

Die HundeStudien wurden im Jahr 2016 gegründet, um den Haushund (Canis familiaris) experimentell zu untersuchen. Diese Art ist ein sehr interessantes Modell, um die Evolution kognitiver Prozesse, aber auch die Domestikation zu untersuchen. Die Tatsache, dass Hunde seit mindestens 15.000 Jahren mit dem Menschen zusammenleben, könnte zur Selektion kognitiver Fähigkeiten durch den Menschen oder sogar zur Koevolution der kognitiven Fähigkeiten von Hunden und Menschen geführt haben. Wir wissen bereits, dass Hunde einzigartige Fähigkeiten im kommunikativen Bereich entwickelt haben. Uns interessiert nun vor allem, wie Hunde und Menschen miteinander kooperieren und wie sich dies im Laufe der Evolution entwickelt hat.

Die Forschung mit Hunden am Max-Planck-Institut beschränkt sich auf die Beobachtung ihres Verhaltens. Die Studien sind niemals invasiv. Wir lassen die Hunde verschiedene Aufgaben lösen und beobachten, wie sie mit ihrer Umgebung, mit Artgenossen oder mit dem Menschen interagieren. In den Studien setzen wir Leckerlis oder Spielzeug als Belohnung ein.

Juliane Bräuer, HundeStudien

Unsere derzeitigen Forschungsthemen

Kooperation Kommunikation Mensch-Hund

Die Frage hier ist, wie flexibel das Verständnis der Hunde für die menschliche Kommunikation ist. Hunde sind zum Beispiel besser darin, menschliche Zeigegesten zu nutzen als andere Arten. Um dies zu testen, wird Futter in einem von zwei Bechern versteckt, das Tier weiß nicht, in welchem. Dann bekommt es einen Hinweis, in dem der Mensch auf den richtigen Becher deutet. Hunde nutzen nicht nur solche Gesten, sondern sind auch selbst in der Lage, dem Menschen zu zeigen, wo ihr Spielzeug versteckt ist - auch ohne spezielles Training. Wir untersuchen nun, wie Hunde menschliche Worte verstehen.

Kooperation Funktionalität der Beziehung Mensch-Hund

Hier möchten wir mehr über die Beziehung zwischen dem jeweiligen Hund und seinem Besitzer zu erfahren. Uns interessieren dabei die Faktoren, die einen Einfluss darauf haben, wie gut das Tier-Mensch-Team funktioniert. Eine besonders wichtige Rolle spielt diese Funktionalität, wenn Hunde eine bestimmte Aufgabe übernehmen, wie zum Beispiel wenn sie Blinde führen oder bei der Polizei eingesetzt werden. Deshalb testen wir in diesem Projekt neben ganz normalen Familienhunden auch verschiedene Arbeitshunde wie Polizeihunde, Rettungshunde oder Assistenzhunde.

Persönlichkeit des Hundes

Schon lange geht man davon aus, dass Hunde verschieden ausgeprägte Persönlichkeitsmerkmale haben. Diese hängen nicht (allein) von der Rasse ab, sondern vom individuellen Charakter des Hundes. Es gilt weiterhin zu erforschen, wie genau sich die Merkmale eines Hundes von einer komplexen menschlichen Persönlichkeit unterscheiden und wie man sie durch psychologische Tests messbar machen kann. Dabei gibt es sowohl die Möglichkeit, dass die Besitzer Fragebögen über ihren Hund beantworten, als auch, dass getestet wird, wie sich der Hund in verschiedenen Situationen verhält.

Metakognitive Wahrnehmung

Die Frage ist, ob Hunde auf ihre eigenen Wahrnehmungs- und Wissenszustände Zugriff haben. Hier geht es also nicht darum, was Hunde über andere wissen, sondern darum, was sie über sich selbst wissen. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, wie sie sich erinnern und ob sie sich bewusst sind, was sie in der Vergangenheit gesehen haben. Ist ihnen bewusst, wenn sie etwas nicht wissen?

Kooperation

Hunde sind offensichtlich dazu domestiziert worden, um mit dem Menschen zusammen zu arbeiten. In diesen Studien wird untersucht, wie Hunde untereinander und mit dem Menschen kooperieren. Koordinieren sie ihre Aktionen mit anderen, um ein Problem gemeinsam zu lösen? Verstehen sie dabei die Rolle des Partners? Haben sie eine besondere Motivation, dem Menschen zu helfen? Erkennen Hunde das Problem des Menschen, wenn er Hilfe braucht und wissen sie es zu lösen?

Geruch und Kognition

Es ist ja bekannt, dass Hunde eine exzellente Nase haben. Hier untersuchen wir, wie Hunde die Welt mit ihrem Geruchssinn wahrnehmen und verstehen. Haben sie zum Beispiel eine Vorstellung von einem Gegenstand oder einer Person, wenn sie deren Geruch wahrnehmen? Wie verfolgen sie eine Spur? Die zentrale Frage lautet, wie der ausgezeichnete Geruchssinn von Hunden sich auf ihre kognitiven Fähigkeiten auswirkt. Bei diesem Projekt wurden wir von der Albert-Heim-Stiftung unterstützt.

Kulturelle Unterschiede

Die meisten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die kognitiven Fähigkeiten von Hunden wurden in westlichen Gesellschaften gewonnen. Die meisten Hunde auf der Welt leben jedoch nicht so wie wir es aus Europa und Nordamerika kennen. Deshalb wollen wir untersuchen, wie Hunde in nicht-westlichen Gesellschaften gehalten und behandelt werden und was für Funktionen sie erfüllen. Eine weitere Frage ist, ob ihre kognitiven Fähigkeiten wirklich universell sind.

Sensibilität gegenüber dem Menschen

Hunde beobachten den Menschen ständig. Die Frage hier ist, wie sie das Verhalten des Menschen einschätzen und was sie daraus schlussfolgern. Wir wissen zum Beispiel aus vielen Studien, dass Hunde sensibel dafür sind, was der Mensch sehen und hören kann und was nicht. Wir untersuchen nun, ob Hunde Absichten erkennen und ob sie menschliche Emotionen wahrnehmen und verstehen.

Was Menschen über Hunde wissen

Während ihrer langen Domestikationsgeschichte haben Hunde besondere Fähigkeiten entwickelt, um menschliches Verhalten zu lesen und angemessen darauf zu reagieren. Die Frage ist, ob wir auch in der Lage sind, Hundeverhalten zu lesen. Deshalb werden in diesem Projekt Menschen getestet. Zum Beispiel untersuchen wir, wie Menschen mit unterschiedlicher Hundeerfahrung Emotionen und kommunikatives Verhalten von Hunden einschätzen.

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