Dr. Benjamin Steininger (he/him)
Forschungsinteressen
Benjamin Steiningers Forschungsschwerpunkte sind Geschichte und Theorie der industriellen Katalyse, Geschichte und Theorie der fossilen Ressourcen, das Projekt einer "chemischen Kulturtheorie" und eine "Kritik der fossilen Vernunft". Diese Interessen folgen einer langjährigen Agenda zur Kulturgeschichte der Beschleunigung und Energienutzung, zur Industriegeschichte und Theorie der Materialien in der Moderne und im Anthropozän. Konkrete Materialien, die in seiner Arbeit interpretiert werden, sind neben Katalysatoren die Produkte der chemischen Industrie: Treibstoffe, Düngemittel, Munition, veredelte fossile Rohstoffe, Baustoffe. Entscheidend sind darüber hinaus die jeweiligen Prozesslandschaften und die aktuelle Transformation der chemischen Wissenschaft und Industrie selbst - in und aus dem fossilen System.
Trotz bestehender "material turns" in den Geisteswissenschaften wird die Rolle von Materialien und chemischen Technologien für den Geschichtsprozess in Moderne und Anthropozän vergleichsweise zu wenig reflektiert. Die Deutung Rolle der chemischen Katalyse zu untersuchen, liefert einige der wichtigsten Einsichten in die Technizität von Materialien und die entsprechenden Auswirkungen auf den historischen und geohistorischen Prozess im Anthropozän.
Die langjährige Agenda wurde und wird in einem großen Netzwerk von Kooperationspartnern verfolgt, darunter Partner aus Industrie und Technik, wissenschaftlichen Einrichtungen (TU-Berlin, HU-Berlin, Universität Halle, Petrocultures Network etc.), Kultureinrichtungen (wie Kunstmuseum Wolfsburg, Goethe-Institute in Baku, Minsk, Novosibirsk, Oslo, Rotterdam, New York, Werkleitz Gesellschaft Halle etc.) Ein Teil der Arbeit der letzten Jahre wurde im Kollektiv "Beauty of Oil" geleistet. Und zusammen mit Dr. Nona Schulte-Römer von der HU-Berlin hat Benjamin Steininger begonnen, den Podcast "Syntheziser - Listening to the Future of Chemistry" zu produzieren.
"Geoanthropologie" wird in dieser Perspektive als philosophisches Projekt verstanden. Es ist ist nicht weniger als die "conditio humana", ein ganzes Bündel von erkenntnistheoretischen und politischen Bedingungen, die sich durch die Interaktion der modernen Wissenschaft und Technologie mit der Geogesschichte, insbesondere mit fossilen, aber auch mineralischen Ressourcen und den entsprechenden wissenschaftlichen Ansätzen, verschoben haben. Die Komplexität des aktuellen technologischen und historischen Systems wird durch Verschiebungen an beiden Enden dieses - sozusagen - materiell-kulturellen Koordinatensystems des Anthropozäns bestimmt.
Es ist daher notwendig, sowohl die sehr materielle Sphäre
der Ressourcen, der industriellen Infrastrukturen und der damit verbundenen
Prozesse wie auch die abstrakte Sphäre
der Wissens, Begehrens- und Wertesysteme in den Blick zu nehmen. Dies wird im Fall
der "Petromoderne" deutlich. Nicht nur Technologien
oder materielle Infrastruktiren, sondern auch Subjektivitäten und kulturelle
Erwartungen sind in der Moderne vom Einstrom fossiler Energie in fast alle
Schichten aller globalen Kulturen abhängig.
Im speziellen Fall der chemischen Industrie, der
Katalysatoren und der fossilen Ressourcen bedeutet dies, spezifische molekulare
Interventionen mit spezifischen planetarischen Auswirkungen zu verbinden und zu
kartieren, und bezogen auf genau diese Pole exemplarische Handlungsspielräume individueller und gesellschaftlicher Art. Der Methode des "Atlasmachens" kommt kuratorisch und publizistisch dabei eine wichtige Rolle zu, können doch hier Wirkmechanismen auf unterschiedlichen Skalen, und in unterschiedlichen Netzwerken erfasst und diskutiert werden.
Vita
Dr. Benjamin Steininger ist Kultur- und Medientheoretiker, Wissenschafts- und Technikhistoriker und Kurator. Er ist am Exzellenzcluster UniSysCat der TU-Berlin (2019-2025) sowie am MPI für Geoanthropologie (seit 4/2024, bis 3/2024 am MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin) tätig.
Benjamin Steininger studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft, Medientheorie und Philosophie (Betreuer der Magisterarbeit: Prof. Dr. Friedrich Kittler und Dr. Peter Berz). Seine Magisterarbeit veröffentlichte er in einem Buch über die Geschichte des deutschen Autobahnsystems (Raum-Maschine Reichsautobahn, Berlin: Kulturverlag Kadmos, zweite Auflage 2021).
An der Universität Wien promovierte er in Wissenschaftsgeschichte und -philosophie (Betreuer: Prof. Dr. Claus Pias, PD Dr. Peter Berz). Thema seiner Dissertation war die Industriegeschichte der Katalyse im 20. Jahrhundert. Er war Stipendiat am Deutschen Museum München (2006), an der Universität Wien (2007-2009), am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) Wien (2009/2010), am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL) (2010/2011) und an der Universität für angewandte Kunst in Wien (2013/2014). 2016/2017 lehrte er an der Universität Linz (AT) und an der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2012 bis 2016 leitete er ein digitales Sammlungs- und Ausstellungsprojekt zum Thema 100 Jahre Erdölindustrie in Österreich (Kooperationspartner: Geologische Bundesanstalt (GBA), OMV AG, RAG, Technisches Museum Wien, Universität Wien, TU Wien, www.rohstoff-geschichte.at)
Seit 2012 war er an den Anthropozän-Projekten am Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin, beteiligt. Unter anderem kuratierte er 2017 (zusammen mit Alexander Klose) die "Revue Petro Noir" zu "Hydrocarbons“ im Rahmen des Festivals "1948 Unbound, Entfesselung der Technischen Gegenwart". 2019 war er als River Fellow am Projekt "Mississippi – An Anthropocene River" und am River Campus New Orleans in 11/2019 beteiligt.
Seit 2016 war er an den Projekten der Anthropozän-Gruppe am MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, beteiligt. Gemeinsam mit dem MPI für Chemische Energiekonversion, Mülheim/Ruhr, organisierte er Workshops und Veranstaltungen, um Kooperationen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zur Energiewende zu institutionalisieren. Darüber hinaus trug er zu weiteren Initiativen zur Institutionalisierung der Anthropozän-Forschung innerhalb der MPG bei.
2016 gründete Benjamin Steininger zusammen mit Alexander Klose das Forschungskollektiv "Beauty of Oil", um "die Komplexitäten und Widersprüche der Petromoderne" zu untersuchen. Prominenteste Produkte sind bisher die Ausstellung "Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters" im Kunstmuseum Wolfsburg (zusammen mit dem gleichnamigen Buch), die Folgeausstellung "Petromelancholia" im Brutus Rotterdam (NL), die ZDF/Arte-Produktion "Petromelancholia" (Regie: Mathias Frick) über ihr Projekt und das Buch "Atlas of Petromodernity" (deutsches Original 2020, Übersetzung ins Russische 2021, erweiterte englische Version mit Einführung von Stephanie LeMenager 2024).
Seit 2012 war er an den Anthropozän-Projekten am Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin, beteiligt. Unter anderem kuratierte er 2017 (zusammen mit Alexander Klose) die "Revue Petro Noir" zu "Hydrocarbons" im Rahmen des Festivals "1948 Unbound, Entfesselung der Technischen Gegenwart". 2019 war er als River Fellow am Projekt "Mississippi – An Anthropocene Riverr" und am River Campus New Orleans in 11/2019 beteiligt.
Seit 2016 war er an den Projekten der Anthropozän-Arbeitsgruppe am MPI für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, beteiligt. Gemeinsam mit dem MPI für Chemische Energiekonversion, Mülheim/Ruhr, organisierte er Workshops und Veranstaltungen, um Kooperationen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zur Energiewende zu institutionalisieren. Darüber hinaus trug er zu weiteren Initiativen zur Institutionalisierung der Anthropozän-Forschung innerhalb der MPG bei.
2016 gründete Benjamin Steininger zusammen mit Alexander Klose das Forschungskollektiv "Beauty of Oil", zur Untersucung "der Komplexitäten und Widersprüche der Petromoderne". Prominenteste Produkte sind bisher die Ausstellung "Oil. Schönheit und Schrecken der Petromoderne" im Kunstmuseum Wolfsburg (zusammen mit dem gleichnamigen Buch), die Folgeausstellung "Petromelancholia" im Brutus Rotterdam (NL), die ZDF/Arte-Produktion "Petromelancholia" (Regie: Mathias Frick) über ihr Projekt und das Buch "Erdöl. Ein Atlas der Petromoderne" (deutsches Original Berlin: Matthes&Seitz 2020, Übersetzung ins Russische Moskau: Logos 2021, erweiterte englische Version mit Einführung von Stephanie LeMenager Santa Barbara: punctumbooks 2024).
Im Juni 2024 war er an der Ausstellung "Tank oder Teller" beim Werkleitz-Festival 2024 in Halle (Saale) als kuratorischer Mitarbeiter tätig.