Neue Einblicke in den Speiseplan unserer Vorfahren
Die Analyse von Eiweißen aus archäologischem Zahnstein kann Auskunft über die Ernährung vergangener Zeiten geben
Zahnstein, das haben frühere Studien gezeigt, konserviert Milchproteine über Jahrtausende. Ob auch Proteine aus anderen Nahrungsmitteln in Zahnbeläge eingelagert und konserviert werden, wurde bislang nicht untersucht. Um diese Frage zu klären und zu erkunden, welche Herausforderungen bei der Anwendung dieses neuen Forschungsansatzes noch zu bewältigen sind, analysierte ein internationales Forschungsteam um Jessica Hendy vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena und Camilla Speller von der Universität York 100 Zahnsteinproben menschlicher Skelette von der Eisenzeit bis in die Neuzeit (8. Jh. v. Chr. - 19. Jh. n. Chr.), die aus archäologischen Stätten in Großbritannien stammen, sowie 14 Proben heute lebender bzw. kürzlich gestorbener Menschen.
In etwa einem Drittel der analysierten Proben wurden dabei Proteine identifiziert, die potenziell von Nahrungsmitteln stammen, wobei mit Milchprodukten in Verbindung stehende Proteine am häufigsten vorkamen. Andere Proteine waren mit pflanzlichen Lebensmitteln verwandt, darunter Hafer, Erbsen und Gemüse aus der Kohlfamilie. In den heutigen Proben wurden Proteine, die mit Kartoffeln, Sojabohnen und Erdnüssen verwandt sind, sowie Milchproteine entdeckt.
„Noch sind viele Fragen offen“, sagt Erstautorin Jessica Hendy, „aber unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Analyse von Proteinen aus archäologischem Zahnstein uns über die Ernährung der Menschen in der Vergangenheit Auskunft geben kann. Das ist besonders spannend, da im Zahnstein auch Informationen über Nahrungsmittel gespeichert sind, die in archäologischen Stätten sonst nicht überdauern.“
Das Team plant, die Ergebnisse der Studie zu nutzen, um die Methoden zum Nachweis von Proteinen weiter zu verfeinern und besonders schwierige Fragen bei der Erforschung der Ernährung in der Vergangenheit zu untersuchen. „Dieser Ansatz kann besonders nützlich sein, bei der Erkennung von pflanzlichen Kulturen, insbesondere in Regionen, in denen makrobotanische Überreste nicht erhalten sind“, fügt Studienleiterin Camilla Speller von der Universität York hinzu.